Das ehrlichste Publikum der Welt

Albumpromo – ein sehr schwieriges Thema. Wie schafft man es, dass möglichst viele Leute in fremden Städten deine Musik hören? Schnell waren wir uns einig – wir müssen einfach raus auf die Straße. Und so packten Conny, Sammy, Kamerakind Daria und ich unsere Sachen und fuhren sonntags 8 Uhr Richtung Süden. Ja ihr habt richtig gehört! Sonntag früh um 8., nach ca. 6 Stunden, erreichten wir endlich Stuttgart.

Unser erster Weg führte uns direkt zur Stuttgarter Wasen. Frauen im Dirndl, Männer in Lederhosen, Bier, Luftballons und jede Menge Karussels. Ach ja und Bier. Leicht kulturgeschockt, schlenderten wir über das riesige Gelände auf der Suche nach einem ganz bestimmten Zelt. Denn wie es der Zufall wollte, war ein lieber Musikerkollege heute musikalisch hier unterwegs. Da mussten wir natürlich mal vorbeischauen. Drei Zelte und zwei Maiskolben später, hatten wir es endlich gefunden. Natürlich wusste Guiseppe nicht, dass wir da sein würden. Zuletzt gesehen hatten wir uns vor Monaten auf einer unserer geliebten Djerba-Touren. Die drehende Bühne hielt die Spannung noch einige Momente hoch und schließlich folgte ein Kopfschütteln gefolgt von einem dicken Grinsen. In der Pause erklärten wir ihm unseren Plan: Wir wollten Straßenmusik machen. Den Leuten unsere Songs präsentieren. Einfacher Plan. Mit einer Verabredung für später verabschiedeten wir uns und machten uns auf in Richtung Schlossplatz in Stuttgart.

Das Wetter zeigte sich von seiner schönsten Seite und schon bald hatten wir einen perfekten Platz gefunden. Geschmückt von ein paar tanzenden Freunden, legten wir los. Und es machte tierisch Spaß. Dieser Anblick der interessiert drehenden Köpfe, grinsende Menschen, die tanzend auf einen zukommen, die stehen bleiben und begeistert zuhören. Genau deshalb liebe ich Straßenmusik. Bald waren wir umzingelt von Menschen, die es sich auf der Wiese neben uns gemütlich gemacht hatten, die sich vor uns stellten oder im Café nebenan ihren Kaffee nur zum Applaudieren abstellten. Immer wieder wurden wir von interessierten Leuten angesprochen, wo wir denn herkämen und was wir so tun. Visitenkarten wurden ausgetauscht, CDs verkauft, Songwünsche geäußert.

Auch Guiseppe hatte seinen Weg noch einmal zu uns gefunden und ließ es sich natürlich nicht nehmen, ebenfalls mit uns zu musizieren. Erst als es fast komplett dunkel war, packten wir nach einer ausgiebigen Zugabenrunde unsere Sachen zusammen und begaben uns Richtung Nachtquartier.

Ganz spontan hatte sich am Vortag eine Einladung an den Bodensee ergeben und das ließen wir uns natürlich nicht nehmen. Also wieder zurück auf die Autobahn und noch weiter Richtung Süden. Angekommen in Überlingen, wurden wir erst von einigen Freunden und Bekannten begrüßt und suchten uns dann ein perfektes Plätzchen direkt an der Promenade. Direkt am See. Aufgebaut und losgespielt. Schon beim Aufbau hatte sich eine kleine Traube von Menschen um uns herum gebildet und beim ersten Ton vergrößerte sich diese zusehends. Schon nach dem ersten Song beäugten die Menschen unsere mitgebrachte CD-Kiste. Beim dritten Song bemerkte ich im Augenwinkel das einzige Publikum, was man an solchen Tagen nicht haben möchte: Das Ordnungsamt.

Zugegeben – durch die Spontanität unserer Weiterreise hatten wir natürlich überhaupt nicht mehr an eine offizielle Erlaubnis gedacht. Die Frau wartete den Song noch ab, applaudierte und berichtete dann mit einem breiten Grinsen, dass wir nun zusammenpacken müssten, wenn wir keine Erlaubnis hätten. Und die war auf den Ostermontag natürlich nicht mehr zu bekommen. Schnell wurde die Frau so zur unbeliebtesten Person vor Ort, denn dutzende Menschen redeten nun wild auf sie ein, warum sie uns denn nicht einfach spielen lassen kann. Selbst Minuten später kamen noch aufgebrachte Leute zu uns und warfen uns zum Dank für die wenigen schönen Momente, die wir ihnen beschert hatten, einen Obolus in unseren Gitarrenkoffer.

Doch wir wären nicht wir, wenn wir uns von so etwas aufhalten lassen würden und so wurde schnell beschlossen, einen Ort weiter zu fahren. Weniger Menschen, aber definitiv kein Ordnungsamt. Und so machten wir uns einen gemütlichen musikalischen Nachmittag in Ludwigshafen. Auch hier nahmen uns die Menschen begeistert an und das ansässige Restaurant ließ uns zum Dank für das kostenlose Entertainment ihrer Gäste sogar Belohnungsgetränke bringen.

Erst zum Sonnenuntergang fuhren wir wieder zurück nach Überlingen und genossen dort erst ein regionales Essen und dann eins, zwei Feierabendgetränke direkt am See. Dank unserer Daria hatten wir auch für die Nacht eine Unterkunft.

Während eines ausgiebigen Frühstücks am nächsten Morgen, telefonierte ich mit dem Ordnungsamt in Nürnberg und klärte alles Wichtige für unsere Weiterfahrt. Dank der Tipps einiger ortskundiger Freunde, fanden wir in der Nürnberger Innenstadt ein schönes Plätzchen mitten in der Einkaufsstraße. „Wenn ihr noch nen eigenen Song spielt, bleib ich noch stehen.“ Das ließen wir uns natürlich nicht zweimal sagen. Es war unglaublich schön mit anzusehen, wie die Leute auf unsere eigenen Songs reagierten.

„Hey! Ihr da unten. Hier ist was für euch!“ Selbst die Anwohner hatten es sich mittlerweile in ihren Fenstern gemütlich gemacht und ließen es sich nicht nehmen, einen kleinen Obolus für unseren Gitarrenkoffer runterzuschmeißen. Immer wieder blieben die Leute stehen und hörten uns begeistert zu.

Conny ließ es sich in einer kleinen Pause nicht nehmen, die Menschen trotzdem als Alleinunterhalter zu entertainen und machte das ganz hervorragend, wenn man dem Applaus der Menschen glaubte.

Nach drei aufregenden und wirklich schönen Tagen, ging es dann abends wieder Richtung Heimat. Fazit: Straßenmusik macht einfach Spaß. Und das Publikum ist das ehrlichste der Welt. Die bleiben schließlich nur stehen, wenn sie mögen, was sie da hören. Alle sind happy, Musiker und Publikum.  Außer die, die beim Ordnungsamt arbeiten. Die Mucker-Polizei.

Der Start unserer Tour war schon mal sehr gelungen. Mal sehen, wie die Menschen in den anderen Teilen Deutschlands so drauf sind. Wir freuen uns jedenfalls schon drauf.

 

 

Hi, hier ist wieder mal Sammy, euer Lieblings-NIZ-Gitarrist!
Am 07.09.2024 rocken wir zusammen mit Tim Bendzko, Juli und Keimzeit die Bühne beim MDR Harz Open Air in Wernigerode!
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